Januar – Spielen

Die Äbtissin eines Klosters spielte gerne mit einem zahmen Rebhuhn. Eines Tages kam ein Jäger vorbei, sah sie im Gras sitzen und wunderte sich. Er fragte sie: „Ehrwürdige, warum spielen Sie? Ist das nicht Zeitverschwendung?“ Die Äbtissin richtete sich auf, schaute ihn verwundert an, deutete auf seinen Bogen und gab zurück: „Warum hältst du diesen Bogen nicht ständig gespannt?“ – „Wenn ich das tue, verliert er seine Spannkraft und versagt im entscheidenden Augenblick!“ Die Äbtissin nickte und sprach: „Siehst du, so ist das auch bei mir: Wenn ich hin und wieder einfach nur spiele, dann habe ich im entscheidenden Augenblick die Energie, das zu tun, was meine ganze Konzentration fordert.“

Quelle: andere zeiten – Das Magazin zum Kirchenjahr, Heft 1/2023