Wir alle stricken unser Leben jeden Tag ein Stück weiter. Die einen stricken liebevoll und sorgsam; man merkt, welche Freude es ihnen bereitet, ihr Lebenswerk zu gestalten. Die anderen stricken mühevoll und ungern. Man merkt, welche Kraft und Mühe es sie kostet, ihren Lebensfaden jeden Tag neu aufzunehmen.
Manche wählen ein kompliziertes Muster, andere ein schlichtes. Bei den einen ist es buntes Maschenwerk, bei anderen ein Stück in tristen Farben. Nicht immer können wir die Farbe selbst wählen, auch die Qualität der Wolle wechselt: mal weiß und flauschig, mal grau und kratzig.
Und öfter lässt man versehentlich eine Masche fallen, zurück bleiben Löcher und ein unvollständiges Muster.
Manchmal reißt der Faden, und es hilft nur ein Knoten. Wenn wir unser Leben betrachten, wissen wir genau, welche Stellen das sind. Manch einer wirft sein Strickzeug dann in die Ecke.
Es bleibt uns verborgen, wie viel Lebensfaden wir noch zu verstricken haben. Aber wir haben die Nadeln in der Hand, können das Muster wechseln, die Technik und das Werkzeug. Nur aufziehen können wir nicht, nicht einmal ein kleines winziges Stück…